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Tag 5: Gott ist inmitten seines Volkes

Veröffentlicht: 28. Mai 2025

Lea Köster: Nancy DeMoss Wolgemuth erinnert uns daran, dass Menschen aus der Bibel, die in der Nacht mit vielem zu kämpfen hatten, in den Morgenstunden oft Erlösung fanden.

Nancy DeMoss Wolgemuth: Es ist nicht so, dass Gott nachts nicht wirkt. Es ist auch nicht so, dass Gott nachts schläft. Doch erst in der Morgendämmerung können wir erkennen, was uns während der Nacht verborgen war, und zwar, wie er uns bereits geholfen hat!

Lea: Hallo und herzlich willkommen zu Belebe unsere Herzen mit Nancy DeMoss Wolgemuth, Autorin des Buches Lügen, die wir Frauen glauben, gesprochen von Annette Schorre. Mein Name ist Lea Köster.

Wie ihr gleich hören werdet, hat sich Nancy in einer Zeit persönlicher Stürme mit Psalm 46 auseinandergesetzt – einem Psalm, der die unerschütterliche Kraft Gottes betont. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen hat sie diese Sendereihe aufgenommen.

In einer Zeit, in der unsere Welt ständigen Veränderungen ausgesetzt ist, stellen wir von Belebe unsere Herzen euch diese Serie so gerne zur Verfügung. Es ist eine Serie, die uns ermutigt, Gott als unserem Felsen, auf dem wir stehen, zu vertrauen.

Wir haben diese Serie vor ein paar Wochen begonnen. Wer etwas davon verpasst hat, kann sich die einzelnen Sendungen auf Belebe unsere Herzen.com anhören. Der Titel der Serie lautet: „Eine feste Burg ist unser Gott“. Die fünfte Folge heute trägt den schönen Titel „Gott ist inmitten seines Volkes“.

Nancy: Wir kommen heute zu Vers 6. Wir sind langsam vorangegangen, aber haben wir nicht schon so viel mitgenommen? Wir sahen, dass jedes Wort Gottes wichtig ist und eine Bedeutung hat und zu unseren Herzen spricht. Und dabei konnte ich gar nicht auf alles eingehen.

Ich bin durch diesen Psalm schon so gesegnet worden! Wie ich bereits zum Teil in den bisherigen Folgen sagte, ist diese Serie im Schmelzofen des realen Lebens entstanden. Ich weiß nicht, was bis dahin passiert sein wird, wenn diese Folge auf Sendung geht, aber Gott weiß es. Bis dahin stütze ich mich von ganzem Herzen auf ihn.

Wenn wir unsere Gedanken nicht an Gottes Wort festmachen würden, könnten wir den Verstand verlieren. Wenn wir die Nachrichten verfolgen oder über unsere eigene kleine Welt nachdenken, würden wir manchmal am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Eine Frau erzählte mir gerade, dass sie sich aufgrund ihrer Lebensumstände in einer tiefen Depression befindet. Es gibt so vieles auf dieser Welt, das uns in eine tiefe Depression stürzen kann, wenn wir Gott nicht kennen, der unsere Zuflucht und Stärke ist, ein Helfer, bewährt in Nöten.

Ich sage das zuerst zu mir selbst, und ich rede die Wahrheit zu meinem eigenen Herzen, während wir durch diese Serie gehen. Und es freut mich, wenn ich höre, dass viele von euch ebenso schon durch dieses Bibelstudium ermutigt worden sind.

Ich möchte nun den ersten Teil von Psalm 46 lesen, und dann beschäftigen wir uns mit Vers 6. Dieser Vers ist wirklich zu einem meiner Lieblingsverse in diesem Psalm geworden.

„Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer, bewährt in Nöten [Es gibt immer Nöte, aber Gott ist auch immer da.] Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde umgekehrt wird und die Berge mitten ins Meer sinken, wenn auch seine Wasser wüten und schäumen und die Berge zittern vor seinem Ungestüm.“

Und dann kommt der große Gegensatz in Vers 5:

„Ein Strom mit seinen Bächen erfreut die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten.“

Wir haben festgestellt, dass dieser Strom Gottes Gegenwart und Gnade ist. Es ist ein ruhig dahinfließender Strom. Es ist der Strom seines Geistes und seines Wortes. In der letzten Folge sahen wir anhand von Bibelstellen, dass dieser Strom sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht, und zwar angefangen beim ersten Buch Mose bis hin zur Offenbarung. Und es gibt noch eine Menge weiterer Verse, die wir auch hätten erwähnen können.

Aber es ist ein Strom, der im Gegensatz zu den brausenden, tosenden und zerstörerischen Wassern der Feinde Gottes steht. Es ist der Strom von Gottes Segen, der in die Stadt Gottes fließt – zum Volk Gottes, zu denen, die Gott kennen und in deren Leben Gott, der Höchste, Wohnung genommen hat.

Und nun Vers 6: „Gott ist in ihrer Mitte (…).“

Worauf bezieht sich „ihrer“? Es bezieht sich auf die Stadt Gottes, auf das Volk Gottes, auf Jerusalem, das irdische Jerusalem und das himmlische Jerusalem, das geistliche Jerusalem, das Volk Gottes.

„Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. [Ich liebe diesen Satz]. Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht“ (Vers 6).

Gott ist in ihrer Mitte. Das ist eine der kostbarsten Verheißungen Gottes für sein Volk, dass er nicht nur bei seinem Volk wohnt, sondern auch in seinem Volk. Gott ist in ihrer Mitte. Man sieht es im Alten und auch im Neuen Testament. Es ist ein anderer roter Faden.

Übrigens, einige von euch unterrichten die Bibel und lieben es, die Bibel zu studieren. Ich persönlich studiere das Wort Gottes so: Ich werde oft nach dem Geheimnis meiner Methode gefragt, aber ich habe sowas nicht. Ich entdecke einfach solche Begriffe oder Aussagen wie den „Strom Gottes“ oder die „Stadt Gottes“ oder „Gott ist in ihrer Mitte“, und dann suche ich in der ganzen Bibel danach. Wenn ich dann alles zusammenfüge und noch andere Bibelstellen hinzuziehe, entsteht vor mir ein Gesamtbild von Gottes Wegen, von seinem Heilsplan.

Deshalb ist es so wichtig, die ganze Schrift zu lesen, nicht nur die Psalmen, so wunderbar sie auch sind. Wir halten uns ja bei dieser Serie in den Psalmen auf, aber merkt ihr, wie ich zugleich die ganze Schrift einbeziehe, um ein besseres Verständnis des Abschnitts zu bekommen und diese Verse in einem größeren Kontext zu sehen?

Also: „Gott ist in ihrer Mitte.“ Ich möchte dazu 3. Mose 26,11-12 lesen.

Gott spricht:

„Ich will meine Wohnung in eure Mitte setzen, und ich will in eurer Mitte wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein.“

Gott will Beziehung. Er will seinem Volk nahe sein. Für Gott ist Nähe wichtig. Er will nicht ein Gott sein, der irgendwo da draußen existiert, von dem wir etwas gehört haben, über den wir sprechen und dem wir verstandesmäßig zustimmen.

Er möchte in uns sein, in uns wohnen, mit uns verbunden sein und dauerhaft in uns bleiben. Ein Bild davon haben wir im alttestamentlichen Tempel bzw. der Stiftshütte. Was war das Entscheidende dabei? Es ging nicht nur um ein Gebäude oder ein Zelt, zu dem Menschen gingen, um dort Gottesdienst zu feiern. Vielmehr sagte Gott: „Ich möchte bei euch wohnen. Ich will in eurer Mitte sein.“

Man hat hier sogar den Eindruck, dass dies geradezu Gottes Ziel im Alten Testament ist. In Sacharja 2,14 heißt es: „Juble und freue dich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR.“

Einige von euch sehen mich an, als wollten sie sagen: „Was ist daran so Besonderes?“ Jawohl, es ist etwas sehr Großes. Gott – der Gott des Universums, der Herr der Heerscharen, Jahwe, Elohim, der Gott, der alles überragt, der Schöpfer, der Erhalter – sagt: „Ich will in dir wohnen. Ich will in deiner Mitte wohnen. Ich will in deiner Gemeinde wohnen, in deiner Familie und in deinem Leben!“

Die Gegenwart Gottes – alles, was in unserem Leben gut und heilig, kostbar und wundervoll ist, ist darauf zurückzuführen, dass Gott in unserer Mitte wohnt. Er sagt: „Ich will in deiner Mitte wohnen.“ In Johannes 1,14 (nun sind wir im Neuen Testament) heißt es: „Und das Wort wurde Fleisch [Gott nahm menschliche Gestalt an], und wohnte unter uns“. Er „zeltete“ unter uns, „und wir haben seine Herrlichkeit gesehen“. Wir kennen ihn als Immanuel, als Gott mit uns. Das ist die freudige Erwartung von Psalm 46, dass Gott inmitten seines Volkes wohnt.

Als Jesus in den Himmel zurückkehrte, versprach er, den Heiligen Geist zu senden. In Johannes 14,17 sagt Jesus von dem Heiligen Geist: „Ihr aber erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Christus in uns, der Heilige Geist in uns – das ist die Hoffnung der Herrlichkeit. „Gott ist in ihrer Mitte.“ Wir sehen, es ist nicht einfach eine Aussage, die man übergehen kann. Welche Konsequenz hat sie? Es gibt eine großartige Antwort auf diese Frage: Durch „Gott ist in ihrer Mitte“ wird alles anders.

Und dann haben wir den neuen Himmel und die neue Erde, die Stadt Gottes in Offenbarung 21,3: „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen!“ Ist das nicht ehrfurchtgebietend? Dass der heilige Gott bei armen, sündigen, bösen, gefallenen Menschen Wohnung nimmt. Natürlich ist das nur möglich, weil er seinen Sohn sandte, um uns von unserer Sünde zu erlösen.

Gottes Wohnort ist bei den Menschen, Offenbarung 21,3: „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“

In seinem Kommentar zu Psalm 46 schrieb John Calvin:

„Wenn wir also von Gottes Hand beschützt sein wollen, so müssen wir vor allem dafür Sorge tragen, dass er unter uns wohne. Denn auf seiner Gegenwart allein beruht unsere Heilshoffnung.“1https://www.glaubensstimme.de/doku.php?id=autoren:c:calvin:calvin-psalmen:psalm_46

„Gott ist in ihrer Mitte.“ Die Gegenwart Gottes ist unsere größte Hoffnung, unsere höchste Hoffnung und unser größter Segen. In Vers 5 haben wir gesehen, dass es einen Strom gibt, der mit seinen Bächen „die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten“ erfreut. Und wir sahen, dass der Ort, an dem Gottes Gegenwart wohnt, ein glücklicher und heiliger Ort ist.

In Vers 6 heißt es nun: „Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht.“ Wir sehen, dass der Ort, an dem Gottes Gegenwart wohnt, ein sicherer und geschützter Ort ist. Glück und Heiligkeit, Sicherheit und Schutz – besser geht es nicht, meine Lieben. Das dürfen wir erleben, wenn Gottes Gegenwart in und unter uns wohnt.

Gott ist also inmitten der Stadt, und sie wird nicht wanken. Das heißt, sie kann nicht zerstört und besiegt werden. Das heißt nicht, dass wir keine Probleme mehr haben werden, sondern dass wir nicht unterliegen. Gott ist also inmitten der Stadt, und sie wird nicht wanken. Wenn Gott in der Mitte seiner Stadt, in der Mitte seines Volkes und deines Lebens ist, dann können die Feinde Gottes dich und uns nicht zerstören.

Das steht in solch einem Kontrast zu dem, was wir in Vers 2 gesehen haben, wo Berge ins Meer geschleudert wurden und mitten ins Meer sanken. Und doch sagt Gott, dass seine Heiligen nicht wanken werden. Wie erstaunlich ist das doch!

In Vers 7 (so weit kommen wir heute nicht, da setzen wir beim nächsten Mal fort), also in Vers 7 heißt es, dass die Königreiche wanken. Die Reiche dieser Welt sind nicht sicher. Berge und Königreiche kommen uns viel mächtiger und beständiger und beeindruckender vor als die Stadt Gottes, die Gemeinde, das Volk Gottes. Wir fühlen uns schwach und zerbrechlich und denken oft, dass die Welt und ihr System uns überrennen.

Aber wenn Gott in der Mitte seines Volkes ist, dann besitzt sein Volk eine Stabilität, die alle anderen Kräfte und Mächte im Universum überdauert und überlebt. Gottes Volk wird sicher bestehen, wenn Königreiche und Berge zerfallen und nicht mehr sind. So ist es, wenn Gott in unserer Mitte ist.

Weil Gott in ihrer Mitte ist, inmitten der Stadt Gottes, ist das Volk Gottes sicherer und stabiler als die mächtigen Berge, von denen in Vers 3 die Rede ist. In Psalm 112 heißt es von dem Mann, der barmherzig ist und leiht: „Er wird ewiglich nicht wanken; an den Gerechten wird ewiglich gedacht“ (Vers 6). Die Gegenwart Gottes gibt unserem Leben, den Gefühlen und dem Verstand einen festen Halt und ist ein Anker für die Seele.

Mein Freund Matthew Henry drückt es so aus:

„Die Gemeinde wird die Welt überdauern. Sie wird glückselig sein, während jene in Trümmern liegt. Die Gemeinde ist auf einen Felsen gebaut, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Wenn Gott für uns ist, wenn Gott mit uns ist, dann brauchen selbst die heftigsten, gegen uns gerichteten Angriffe uns nicht zu erschüttern.“2Matthew Henry. Matthew Henry’s Commentary on the Whole Bible: Complete and Unabridged in One Volume (Ps. 46:1–5) Peabody: Hendrickson, 1996.

Wir sind so an eine kraftlose, schwache und verängstigte Einstellung gewöhnt – nach dem Motto: „Der Islam ist auf dem Vormarsch in der Welt, genauso wie die Mächte des Bösen, der Materialismus, das Konsumdenken, der Sozialismus, schlechte Regierungen nehmen überhand, usw.“ Und das Ergebnis ist einfach diese kümmerliche, engstirnige Denkweise, die uns nur deprimiert. Darum müssen wir uns selbst wieder die Wahrheit zusprechen und unsere Herzen neu auf Gottes Wege ausrichten

Weil Gott in der Mitte seiner Stadt ist, wird sie nicht wanken. Wir brauchen eine komplett andere Sichtweise – nämlich Gottes Sichtweise. Vers 6 sagt: Wir werden nicht ins Wanken geraten, nicht besiegt und nicht zerstört werden! Und weiter: Gott wird der Stadt helfen, wenn der Morgen anbricht. Er ist die einzige sichere Hilfe und Hoffnung für sein Volk.

Die Schrift erinnert uns immer wieder daran, wie sinnlos und töricht es ist, Hilfe sonst bei irgendeinem Menschen oder irgendeiner Sache zu suchen. Psalm 60,13-14: „Schaffe uns Hilfe in der Drangsal; Menschenhilfe ist ja nichtig! Mit Gott werden wir Gewaltiges vollbringen, und er wird unsere Feinde zertreten.“

Psalm 146,3: „Verlasst euch nicht auf Fürsten, auf ein Menschenkind, bei dem keine Rettung ist!“ Hör gut zu! Dein Märchenprinz mag reich sein, gut aussehen und dir Sicherheit geben, aber Gott sagt: „Setze deine Hoffnung nicht darauf!“

Und dann weiter in Vers 5: „Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, dessen Hoffnung ruht auf dem HERRN, seinem Gott!“ Charles Wesley, der große Liederdichter und Mitbegründer der methodistischen Bewegung, predigte einmal auf einem Feld in Irland, als er von einer Bande, die seine Lehre verachtete, angegriffen und verfolgt wurde. Daraufhin suchte er Zuflucht bei einem Bauern in der Nähe. Die Bauersfrau zeigte ihm ein Versteck in einem Melkstall.

Aber schon kurz darauf erreichte die aufgebrachte Meute das Haus und verlangte zu wissen, wo Wesley sei. Die Bauersfrau bot den Verfolgern erst einmal etwas zu essen an. Während sie aßen, eilte sie zum Melkstall und forderte Wesley auf, durch das Fenster zu klettern und sich in einer nahe gelegenen Hecke an einem kleinen Bach zu verstecken.

Und genau an dem Ort, wo er sich vor seinen Verfolgern versteckte und ihr Geschrei um sich herum nachklingen hörte, schrieb Wesley ein Lied. Manche haben es als das beste Kirchenlied in englischer Sprache bezeichnet: „Jesus, Heiland meiner Seele“. Ich möchte gerne daraus die dritte und vierte Strophe vorlesen – und vergesst dabei bitte nicht Wesleys Platz in der Hecke nahe dem Bach:

„Andre Zuflucht habe ich keine; zagend hoff ich nur auf dich.
Lass, o lass mich nicht alleine, hebe, Herr, und stärke mich!
Nur zu dir steht mein Vertrauen, dass kein Übel mich erschreckt;
mit dem Schatten deiner Flügel sei mein wehrlos Haupt bedeckt.“3Jesus, Heiland meiner Seele, Charles Wesley (1707-1788), Deutsch: Friedrich H. Chr. Schwarz (1766-1837)

Ich glaube, es gibt keine Zeile in den alten Kirchenliedern, die mir mehr bedeutet. Wie oft habe ich schon zum Herrn gerufen: „Mit dem Schatten deiner Flügel sei mein wehrlos Haupt bedeckt.“ Wenn wir auch wehrlos sind – wo könnten wir sicherer sein als im Schatten der Flügel unseres Gottes, der unser Helfer ist?

„Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht“ oder zur Zeit der Morgendämmerung. In der Bibel wird die Morgendämmerung oder der Tagesanbruch oft mit dem Zeitpunkt der Hilfe Gottes gleichgesetzt. Ich möchte zwei Beispiele dafür nennen, auf die ich aber nur kurz eingehen möchte. Ihr könnt sie euch später genauer anschauen.

Ihr kennt die Geschichte in 2. Mose 14, als die Israeliten gerade aus Ägypten befreit worden waren und nun vom ägyptischen Heer verfolgt wurden, nicht wahr? Sie waren eingeschlossen, vor ihnen war das Rote Meer. Das Volk hatte große Angst. Aber Mose sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht!“ Das klingt verrückt, oder?

„(…) Steht fest und seht die Rettung des HERRN, die er euch heute bereiten wird (…). Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr sollt still sein.“ Das sind die Verse 13+14.

Und nun Verse 24-29:

„Und es geschah, als die Morgenwache kam [eine andere Übersetzung sagt: ‚Kurz vor Tagesanbruch‘ ], da schaute der HERR aus der Feuersäule und der Wolke auf das Heer der Ägypter und verwirrte das Heer der Ägypter. Und er löste die Räder von ihren Streitwagen und brachte sie ins Gedränge. Da sprachen die Ägypter: Lasst uns vor Israel fliehen, denn der HERR kämpft für sie gegen die Ägypter! Da sprach der HERR zu Mose: Strecke deine Hand aus über das Meer, damit die Wasser wieder zurückfluten über die Ägypter, über ihre Streitwagen und über ihre Reiter!“

„Da streckte Mose seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam beim Anbruch des Morgens wieder in seine Strömung, und die Ägypter flohen ihm entgegen. So stürzte der HERR die Ägypter mitten ins Meer. Denn die Wasser fluteten zurück und bedeckten die Streitwagen und Reiter der ganzen Macht des Pharao, die ihnen ins Meer nachgefolgt waren, sodass auch nicht einer von ihnen übrig blieb. Aber die Kinder Israels gingen trocken mitten durch das Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken.“

Gott rettete sein Volk. Er half ihm im Morgengrauen, bei Tagesanbruch. Und gleichzeitig brachte er Gericht über Israels Feinde.

In dieser Sendereihe haben wir uns 2. Könige 19 schon einmal angeschaut. Wir haben gesagt, dass Psalm 46 möglicherweise in der Zeit entstand, als Gott sein Volk von der Schreckensherrschaft des Königs Sanherib und seines assyrischen Heeres befreite. Sie hatten Jerusalem und die Bewohner Judas in Schrecken versetzt. In dieser Situation rief König Hiskia zum Herrn. Und dann heißt es in 2. Könige 19, ab Vers 32:

„Darum, so spricht der HERR über den König von Assyrien: Er soll nicht in diese Stadt hineinkommen und keinen Pfeil hineinschießen und mit keinem Schild gegen sie anrücken und keinen Wall gegen sie aufwerfen. Auf dem Weg, auf dem er gekommen ist, soll er wieder zurückkehren, aber in diese Stadt soll er nicht eindringen; der HERR sagt es!“ (Verse 32-33).

Nun, wir glauben das, weil wir die Geschichte kennen. Aber hätten wir es auch geglaubt, wenn wir damals in diesem Moment dabei gewesen wären, mit dieser Armee im Nacken? Weiter heißt es:

„Denn ich will diese Stadt beschirmen, um sie zu erretten um meinetwillen und um meines Knechtes David willen! Und es geschah in derselben Nacht, da ging der Engel des HERRN aus und erschlug im Lager der Assyrer 185.000 Mann. Und als man am Morgen aufstand, siehe, da waren diese alle tot, lauter Leichen“ (Verse 34-35).

Es war eine übernatürliche Befreiung, eine übernatürliche Hilfe, für die es keine menschliche Erklärung gibt!

„Da brach Sanherib, der König von Assyrien, auf und zog fort, und er kehrte heim und blieb in Ninive“ (Vers 36).

Gott erfüllt, was er verspricht. „Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht.“

Vielleicht kommt er nicht unmittelbar; vielleicht sieht es so aus, als ob er nicht sofort zur Hilfe kommen würde, aber er wird kommen. Manchmal müssen wir erst durch die Nacht gehen, bevor wir den Tagesanbruch erleben. Die Nacht mag uns lang erscheinen – ja sogar endlos – doch lasst uns nicht vergessen und uns auch gegenseitig daran erinnern, dass das Morgengrauen bevorsteht. Und mit dem ersten Licht des Tages wird Gottes übernatürliche, rechtzeitige Hilfe kommen.

„Am Abend kehrt das Weinen ein“, heißt es in Psalm 30,6 „und am Morgen der Jubel.“ Als ich darüber nachdachte, wurde mir plötzlich etwas klar. Es ist nicht so, dass Gott in der Nacht nicht wirkt. Es ist auch nicht so, dass Gott in der Nacht schläft, und dann würde er aufwachen, wenn die Sonne aufgeht und denken: „Oh, ich sollte hinabsteigen und diesen Menschen helfen.“

Doch erst in der Morgendämmerung können wir erkennen, was uns während der Nacht verborgen war, und zwar, wie er uns bereits geholfen hat! So wie das Licht des Morgens das Dunkel der Nacht vertreibt, so ist der Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit ein Zeichen dafür, dass die Finsternis des Bösen und alle Widrigkeiten vergehen.

Gott wirkt die ganze Nacht hindurch. So war es damals am Roten Meer und auch in jener Nacht, als das assyrische Heer vor Jerusalem lag. Er war am Werk. Aber wenn es dunkel ist, können wir nicht erkennen, was Gott tut. Darum mag ich dieses Zitat von Pastor John Piper sehr: „In jeder Situation tut Gott tausend verschiedene Dinge, die wir nicht sehen und von denen wir nichts wissen.“

Vielleicht ist es gerade „Nacht“ in deinem Leben, und du denkst: Nichts passiert. Es ändert sich nichts. Ist Gott wirklich am Werk? Doch die Schrift sagt, dass Gott helfen wird, wenn der Morgen anbricht. Ich glaube, das heißt im Grunde, dass du im Morgengrauen erkennen wirst, wie Gott dir bereits geholfen hat. Gott ist ein Helfer, und er wird die Nacht beenden und die Dunkelheit vertreiben.

Ich möchte hier noch kurz anfügen, dass seine Hilfe nicht nur in extremen Notsituationen für uns da ist – so sehr wir sie dann brauchen –, sondern an jedem Tag und zu jeder Stunde. Denn wie heißt es in dem Lied? „Ich brauch dich allezeit“, nicht wahr?

„Gnadenbeweise des HERRN sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und deine Treue ist groß!“

Das steht in Klagelieder 3,22-23.

Ich möchte noch einmal meinen Freund Matthew Henry zu Wort kommen lassen:

„Das kann jeder Gläubige auf sich selbst beziehen – also auch du: Wenn Gott in unserem Herzen ist, in unserer Mitte, wenn er durch sein Wort reichlich in uns wohnt, dann werden wir gegründet sein. Uns wird geholfen werden. Darum lasst uns vertrauen und keine Angst haben. Alles ist gut und wird gut ausgehen.“

Als ich über Psalm 46, 6 nachdachte – „Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht“ –, kam mir ein Kirchenlied in den Sinn, das einige von euch vielleicht kennen.

Ich möchte es einfach vorlesen, und vielleicht mögen einige innerlich mit einstimmen:

1. O fest wie ein Felsen ist, Vater, dein Wort.
Du bist deines Volkes allmächtiger Hort.
Was mehr kannst du sagen, als du schon getan:
„O schließe an Jesus, o schließe an Jesus,
o schließe an Jesus, den Heiland dich an!“

2. In Leid oder Freude, ob krank oder wohl,
ob Armut mich prüft oder Glück mir gibt voll,
daheim oder fort, auf dem Land oder Meer,
nach meinem Bedürfnis, nach meinem Bedürfnis,
nach meinem Bedürfnis, so gibst du mir, Herr.

3. Wenn durch tiefe Leiden du rufst mich zu gehn
und Stürme von Prüfungen wild mich umwehn,
so wirst du in Schmerzen nicht fern von mir sein,
dann will ich mein Herz dir, dann will ich mein Herz dir,
dann will ich mein Herz dir zur Heiligung weihn.

4. Mein Herz, das an Jesus sich lehnt mit Vertraun,
kann sicher auf deine Verheißungen baun;
und mag alle Hölle auch gegen mich sein:
Du lässest mich nimmer, du lässest mich nimmer,
du lässest mich nimmer, o nimmer allein.4O fest wie ein Felsen, Karl G. Maeser nach dem englischen Original How Firm a Foundation.

Lea: Nancy DeMoss Wolgemuth ist gleich wieder zurück, um mit uns zu beten.

Vor ein paar Jahren habe ich morgens ein Gebet aufgeschrieben, nachdem ich abends eine echt schwierige Situation durchlebt habe. Beim Hören dieser Folge erinnerte ich mich wieder daran.

Hier ein Teil daraus: „Auf jeden Abend folgt ein neuer Morgen! Deine Gnade kommt zuverlässig wie der Anbruch des Tages. Sie umgibt mich völlig. Ganz bin ich in ihr geborgen und fest in ihr eingeschlossen. Ja, die Gnadenerweise des Herrn sind nicht zu Ende, ja sein Erbarmen hört nicht auf, es ist jeden Morgen neu. Groß ist deine Treue. Mein bist Du, o Herr, spricht mein Herz, ich will nur Dir vertrauen und auf Dich hoffen. Lass mich am Abend schon an den Morgen denken! Richte meinen Blick von der Schuld auf Deine überreiche Gnade!“

Das Studium von Psalm 46 hat die Kraft, uns zu ermutigen – in einer Zeit, in der wir Gottes Hilfe dringend brauchen. Am Abend, in der Dunkelheit, in deinem persönlichen Sturm. Denke am Abend schon an den Morgen.

Manchmal konzentrieren wir uns aber auf den Abend, auf die Dunkelheit und haben vielleicht das Gefühl, dass die Feinde des Evangeliums zu stark sind, so als ob sie kaum zu besiegen wären. In der nächsten Folge bei Belebe unsere Herzen, wird uns Nancy eine neue Perspektive zu dieser Frage geben. Jetzt hören wir sie noch einmal mit einem Gebet zu einer Verheißung aus Psalm 46.

Nancy: Herr, wir preisen Dich für Deine wunderbaren Verheißungen und jetzt besonders für die, die wir uns heute angeschaut haben: „Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht.“

Wir danken Dir, Herr, dass die lange Nacht auf diesem sündigen Planeten bald beendet sein wird. Der große, ewige, wolkenlose Morgen wird anbrechen, und wir werden für immer in Deiner Gegenwart sein.

Herr, hilf uns, daran zu denken, wenn es um uns herum so dunkel zu sein scheint.

Hilf uns, uns an Dich zu klammern, bis wir eines Tages vom Glauben zum Schauen kommen. Wir beten in Jesu Namen. Amen.

Lea: Belebe unsere Herzen ist Teil von Revive Our Hearts Ministries.

Wenn nichts anderes erwähnt wird, sind die Bibeltexte der Schlachter Übersetzung © 2000 Genfer Bibelgesellschaft entnommen.